Sonntag, 27. Juni 2010

Struggle: Prince of Persia: Der Sand im Getriebe?

Videospielverfilmungen... Immer wenn ich dieses Wort höre, sträuben sich bei mir die Nackenhaare. Da sitzt man nun vor seiner Konsole, kämpft, rennt, löst Rätsel, liebt und leidet mit der Figur, nur um dann irgendwann festzustellen, dass irgendein Regiegenie denkt das könnte auch im Kino funktionieren. Richtig?

NEIN!!! Völlig falsch. Ich meine, seien wir doch mal ehrlich. Wenn man die Videospielverfilmungen der letzten Jahre so betrachtet, war das was man auf der Leinwand sah, pure Zelluloid- und Zeitverschwendung. Für mich, immer noch eines der besten Beispiele ist Resident Evil. Jeder der mal nachts durch das alte Herrenhaus in den Wäldern von Racoon City oder der Innenstadt umhergewandert ist, sollte wissen was ich meine. Ok, man kann natürlich nicht zwei Stunden im Kino sitzen und zum Beispiel Tom Cruise beim Rätsel lösen zusehen nur um dann zwischendurch ein oder zwei Zombies zu erledigen, das wäre (Achtung Wortwitz) totlangweilig, kapiert totlangweilig, Zombies, tot, haha (räusper). Aber wo zum Teufel war die Atmosphäre.

Egal, kommen wir nun zum eigentlichen Film und sehen ob meine Zweifel gerechtfertigt sind. Prince of Persia: Der Sand der Zeit.

Ich kann für mich persönlich sagen, dass mit Prince of Persia: Der Sand der Zeit endlich mal eine wirklich gute Umsetzung eines Videospiels gelungen ist. . Von den Darstellern, zur Kameraeinstellung bis hin zum Soundtrack hat für mich bei diesem Film alles gestimmt. Die Sprung- und Kletterelemente (von denen ich gerne mehr gesehen hätte) waren absolut Perfekt in Szene gesetzt. Man konnte Dastan wirklich gut durch die Straßen und Häuserschluchten der Stadt folgen. Besonders gut hat mir hier auch die Kameraeinstellung gefallen, die das Film-/Spielerlebnis abgerundet hat.
Beste Videospielverfilmung ? Kommt wohl darauf an wo man genau das Niveau für eine Verfilmung ansetzt. Besonders hier ließ sich das Gefühl nicht abstellen, man guckt einem Freund über die Schulter, während er versucht sich durch die Welt Persiens zu angeln, zwischendurch ein paar Gegner (Hassasine) abschlachtet und man eigentlich nur auf den Zeitpunkt wartet, an dem das Bier leer wird um sich bei dem Gang an zum Kühlschrank wenigstens für einen Augenblick der Langeweile zu entziehen.

Das Problem mit der passenden Besetzung für die Charaktere hat Regisseur Mike Newell gut gelöst. Jake Gyllenhaal spielt die Rolle des Dastan mit einer solchen Leichtigkeit und frechem Charme, dass man Dastan einfach nur mögen muss.
Gemma Arterton als liebevoll zickige und dickköpfige Prinzessin Tamina kann man auch nicht lange böse sein, sie spielt so charmant die hilflose Schönheit, dass nicht nur Dastan Kopf und Kragen für sie riskieren würde.
Natürlich beide Charaktere haben auch einen solchen Umfang, das es künstlerische Brillanz erfordert um diese wirkungsvoll zu inszenieren (Vorsicht: Ironie). Ich bin mir sicher, dass beide diese Rolle im Schlaf hätten spielen können.

Schön waren auch die Rollen von Tus (Richard Coyle) und Garsiv (Toby Kebbell), Dastans Brüdern. Tus als nachdenklicher Stratege auf der einen und der heißspornige Garsiv auf der anderen Seite, der gerne mit dem Kopf voran durch die Wand läuft. Ben Kingsley liefert in der Rolle von Nizam, Dastans Onkel eine solide Vorstellung ab. Alfred Molina ist für mich der heimliche Star des Films. Als gieriger und gerissener trotzdem irgendwie sympathischer Händler und Straußenrennenveranstalter (ja richtig gehört, Straußenrennen) Scheich Amar.
Der emotional angeschlagene afrikanische Strauß spiegelte auf humoristische Art das Gefühl des Zuschauers wieder, der sich Angesicht der typisch fehlgeleiteten „Disney-Witz-Einlagen“ am liebsten auch gleich den Kopf in den Sand gesteckt hätte. Der absolute Hohepunkt dieser Entgleisungen war dann der Vergleich genitaler männlicher Ausmaße mit einem Schwert. Wenn einem nichts mehr einfällt, dann kramt man eben wieder veraltete Stereotype aus.

Fazit:
Sand im Getriebe? Von wegen hier geht die Sanduhr richtig. Action, Spannung, Story und für die Frauen ist sogar ein wenig Wüstenromantik dabei. So sollte eine Videospielverfilmung aussehen. Wenn die geplanten Fortsetzungen da weitermachen wo der erste Teil aufhört können wir uns auf ein paar spannende Kletterpartien freuen. Zum Thema Videospielvervilmungen: Mit Spannung erwarte ich die bereits angefangene Arbeit zu Uncharted: Drake´s Schicksal.
Am Ende von dem 150 Millionen spektakel bleibt nicht mehr in Erinnerung als ein paar schöne computeranimierte Kamerafahrten und ein Handlungsverlauf, der nicht vorhersehbarer hätte sein können. Der Zuschauer kann sich hier nur schwer mit Dastan identifizieren und hautnah mit ihm die Reise durch die Wüsten erleben, sondern man fühlt sich eher wie ein Außenstehender, der sich darüber aufregt wie blind Dastan immer wieder in sein eigenes Unglück rennt.
„A great man who would have stopped what was wrong, no matter who was ordering” (Prince of Persia, King Sharaman) Hätten sich die Produzenten mal dieses Zitat zu Herzen genommen…
Links:
Note: 1-
Note: 3

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